Muss ein neuer Auspuff oder sogar eine komplett neue Auspuffanlage her, scheint die Auswahl unendlich zu sein. Diese Qual der Wahl kann einen jedoch schnell verunsichern. Weiß man hingegen grundlegend über verschiedene Auspufftypen Bescheid, behält man im Meer der Angebote den Überblick und greift zum richtigen Produkt. Jedoch ist Auspuff ist nicht gleich Auspuff: Insbesondere bei 2-Takt Rollern mit kleinem Hubraum ist er das leistungstechnisch sensibelste Bauteil – und auch zwischen den verfügbaren Modellen gibt es gravierende Unterschiede. Wonach entscheidet man sich nun am Besten?
Natürlich könntet ihr einfach wieder zu einem Original-Schalldämpfer greifen, wie er werksseitig vom jeweiligen Hersteller montiert wurde. Man muss jedoch wissen, dass sich die Auspuffanlagen der Rollerhersteller in ihrer Konstruktion von den Auspuffen aus dem Zubehörsortiment recht stark unterscheiden. Da die Hersteller von Motorrollern strikte Auflagen in Bezug auf Abgasnorm und Geräuschpegel erfüllen müssen, um eine Zulassung ihrer Roller für den Straßenverkehr zu erhalten (Homologation), werden häufig Katalysatoren und Sekundärluftsysteme im Auspuff integriert. Der Katalysator reduziert die Schadstoffemissionen in den Abgasen und ein Sekundärluftsystem mischt dem Verbrennungsgemisch des Motors erneut Abgase zu. Beide Systeme werden sowohl einzeln und auch kombiniert eingesetzt. Der dadurch entstehende Nachteil ist jedoch, dass man für einen originalen Auspuff, der direkt aus dem Ersatzteilsortiment von Piaggio, Yamaha oder Kymco stammt, tief in die Tasche greifen muss.
Wie auch in anderen Bereichen der Fahrzeugbranche tummeln sich im Rollersegment diverse Anbieter von günstigeren Ersatz-Auspuffanlagen. Als führende Marken sind in den letzten Jahren die Hersteller Yasuni, Polini und Turbokit zu stattlichen Namen herangewachsen. Die Auspuffanlagen aus dem Zubehörsortiment sind nicht nur deutlich preiswerter, sondern haben auch im Vergleich zum originalen Rollerauspuff noch mehr Leistung. Die meisten Auspuffsysteme werden mit E-Prüfzeichen ausgeliefert und dürfen legal im Straßenverkehr eingesetzt werden. Mit einem Preis von meist unter 100 Euro bieten diese Modelle eine echte Alternative!
Wer seinen Roller mit noch mehr Leistung bewegen möchte und die meist im Auspuffkrümmer untergebrachte Drossel entfernt, sollte nicht vergessen, dass auch Variomatik und Vergaserhauptdüse des Scooters neu abgestimmt werden müssen. Ein kleiner 50ccm Roller fährt dann zwar spritziger, jedoch erlischt ohne Drossel auch die Betriebserlaubnis des Rollers.
Um den Roller mit einem Griff elektrisch wieder auf 45 km/h zu drosseln, werden Drehzahlbegrenzer eingesetzt – rechtlich unbedenklich ist diese Variante aber nicht. Es ist empfehlenswerter, mit einem Sportauspuff zu fahren, wodurch der Roller trotz Drossel flotter wird und dabei im Bereich der Zulassungsbestimmungen bleibt.
Besonders unsere günstigen Ersatz-Auspuffanlagen wie z.B. die Streetline von Tecno oder die Silent Pro von Tecnigas haben sich bewährt und sind eine gute Empfehlung. Neben diesen Auspuffanlagen in originaler Optik sind auch sportlichere Tuning-Auspuffe im Racingstyle erhältlich – diese haben eine noch bessere Leistungsausbeute. Auch hier gilt: Der Auspuff ist, mit eingebauter Drossel, weiterhin für die Straße zugelassen, wenn sich ein E-Prüfzeichen darauf befindet! Selbst bei ordnungsgemäßer Drosselung entwickeln beispielsweise der Tecnigas Next-R oder der Leovince TT schon beim 50ccm Zylinder beachtliche Leistungswerte. Beim Wechsel auf solch einen Tuningauspuff gilt immer eines zu beachten: Variomatik & Vergaser abstimmen! Die Lautstärke des Rollers bzw. des Auspuffs steigt übrigens mit zunehmender Leistung und Drehzahl deutlich an. Bei einem Tecnigas Silent Pro ist am Sound kaum zu unterscheiden, ob der Auspuff gedrosselt ist oder nicht. Bei Sportauspuffen wie dem Tecnigas Next-R oder einem Leovince TT hört man dies schon klarer heraus. Preislich liegt der Sportauspuff etwa bei 150 bis 300 Euro.
Speziell für den Scooter-Rennsport gibt es ein großes Angebot an Tuning-Auspuffanlagen. Diese entfalten ihre volle Leistung in der Regel nur mit den speziell dafür entwickelten 50ccm- oder 70ccm-Racing-Zylindern. Die Hersteller wie Malossi und Polini bieten aufeinander abgestimmte Auspuff- und Zylindersysteme an. Auch hierbei solltet ihr bedacht herangehen: Zur Montage und Abstimmung eines Racingauspuffs ist solides Fachwissen unverzichtbar.
Die führenden Hersteller für Roller-Racing-Auspuffanlagen sind derzeit Yasuni, Polini, Turbo Kit, Leovince und Tecnigas. In Verbindung mit einem aktuellen 70ccm-Zylinderkit und einem größeren Vergaser ist eine Leistung von über 20 PS problemlos realisierbar. Natürlich gehören solch getunte Roller auf die Rennstrecke und nicht in den Straßenverkehr. In Punkto Leistung ist der Unterschied zu einer herkömmlichen Roller-Auspuffanlage sofort spürbar, was den höheren Preis rechtfertigt, der je nach Ausführung zwischen 250 und 500 Euro liegt.
Selbstverständlich sind solche Umbauten nur für den Gebrauch auf privaten Gelände und Rennstrecken zulässig. Auf der Straße haben Sie nichts zu suchen – sonst drohen Strafen und Bußgelder. Nähere Informationen dazu findet ihr hier: Roller-Tuning – Was ist erlaubt, was verboten?
Bei einem Auspuff für einen Viertakt-Roller ist es technisch kaum möglich, so enorme Leistungszuwächse wie bei einem Zweitakt-Moped bzw. -roller zu erzielen. Die Kaufanreize sind meistens eine hochwertigere Verarbeitung, ansprechendere Optik und vor allem ein satterer Sound. Außerdem sind Anlagen aus dem Zubehörbereich in der Regel günstiger als die originale Auspuffanlage. Daher muss oftmals schon der ein oder andere Sportauspuff als günstiger Ersatzauspuff herhalten.